Bestimmungen des Veterinäramts

Ausstellungsverbot für Hunde mit sogenannten Qualzuchtmerkmalen

Abge­stimmt mit dem Vete­ri­när­amt der Stadt Kas­sel,
Dr. Purkl (Stand Juni 2025)

Nach § 10 Satz 1 der Tier­schutz- Hun­de­ver­ord­nung ist es ver­bo­ten, Hun­de aus­zu­stel­len oder Aus­stel­lun­gen mit Hun­den zu ver­an­stal­ten, bei denen

(1)

Kör­per­tei­le, ins­be­son­de­re Ohren oder Rute, tier­schutz­wid­rig voll­stän­dig oder teil­wei­se ampu­tiert wor­den sind – soge­nann­tes „Aus­stel­lungs­ver­bot für kupier­te Hun­de“, oder

(2)

erb­lich bedingt Kör­per­tei­le oder Orga­ne für den art­ge­mä­ßen Gebrauch feh­len oder untaug­lich oder umge­stal­tet sind und hier­durch Schmer­zen, Lei­den oder Schä­den auf­tre­ten – „Aus­stel­lungs­ver­bot für Hun­de mit soge­nann­ten Qual­zucht-Merk­ma­len“

Bestimmungen zum Ausstellungsverbot für Hunde mit sogenannten Qualzucht-Merkmalen

(A) Kli­ni­sche All­ge­mein­un­ter­su­chung bzw. Spe­zi­al­un­ter­su­chun­gen vor einer Hun­de­aus­stel­lung

Beschei­ni­gung „All­ge­mei­ne Kli­ni­sche Unter­su­chung“
für bestimm­te Ras­sen

Für Hun­de, die in der Lis­te auf­ge­führt und älter als 1 Jahr sind (ab dem 2. Lebens­jahr) muss eine tier­ärzt­li­che kli­ni­sche Unter­su­chung (kli­ni­sche All­ge­mein­un­ter­su­chung) durch­ge­führt wer­den, mit der fest­ge­stellt wer­den soll, ob Hin­wei­se auf soge­nann­te Qual­zucht-Merk­ma­le vor­lie­gen (für Ras­sen, die nicht in der vor­ge­nann­ten Lis­te auf­ge­führt sind, braucht kei­ne sol­che Beschei­ni­gung vor­ge­legt wer­den).

Die Durch­füh­rung die­ser kli­ni­schen Unter­su­chung muss mit dem nach­fol­gen­den For­mu­lar tier­ärzt­lich beschei­nigt wer­den. Das Beschei­ni­gungs­for­mu­lar „All­ge­mei­ne Kli­ni­sche Unter­su­chung“ kön­nen Sie hier als PDF-Datei fin­den. Das For­mu­lar muss bei der Anmel­dung zur Ras­se­hun­de­aus­stel­lung vor­ge­legt oder spä­tes­tens bis 10.12.2025 (3. Mel­de­schluss) nach­ge­reicht wer­den.

Gül­tig­keit der Beschei­ni­gung „All­ge­mei­nen Kli­ni­schen Unter­su­chung“: Die Beschei­ni­gung „All­ge­mei­ne Kli­ni­sche Unter­su­chung“ wird aner­kannt, wenn die Unter­su­chung nicht län­ger als 2 Jah­re zurück­liegt (wenn für Ihren Hund also bereits eine Beschei­ni­gung „All­ge­mei­ne Kli­ni­sche Unter­su­chung“ vor­liegt, weil Sie z. B. mit Ihrem Hund an einer ande­ren Aus­stel­lung teil­ge­nom­men haben, und die­se nicht älter als 2 Jah­re ist, brau­chen Sie die Unter­su­chung nicht zu wie­der­ho­len). Für bestimm­te Ras­sen – in der genann­ten Lis­te farb­lich mar­kiert – gel­ten abwei­chen­de / erleich­ter­te Rege­lun­gen.

Beschei­ni­gung „Spe­zi­al­un­ter­su­chung (U4, U5, U6)“
bzw. „Belas­tung­test (U7)“

Für bestimm­te Ras­sen, die in der Lis­te auf­ge­führt sind, müs­sen zusätz­lich zur All­ge­mei­nen Kli­ni­schen Unter­su­chung

wei­ter­ge­hen­de tier­ärzt­li­che Spe­zi­al­un­ter­su­chun­gen
(U4 – neu­ro­lo­gi­sche Unter­su­chung, U5 – Herz­echo bzw. EKG, U6 – Herz­echo bei vor­lie­gen­dem Herz­ge­räusch)

für kurz­na­si­ge Ras­sen ein Belas­tungs­test / Fit­ness­test
(U7 – Brachy­ce­pha­les Syn­drom / BOAS)

durch­ge­führt wer­den und die Beschei­ni­gung dar­über eben­falls bei der Anmel­dung zur Ras­se­hun­de­aus­stel­lung vor­ge­legt oder spä­tes­tens bis 10.12.2025 (3. Mel­de­schluss) nach­ge­reicht wer­den. Die ent­spre­chen­den Vor­dru­cke „Beschei­ni­gung Spe­zi­al­un­ter­su­chung“ und „Unter­su­chungs­bo­gen Belas­tungs­test“ fin­den Sie hier als PDF-Datei.

Aus der genann­ten Ras­se­lis­te für Spe­zi­al­un­ter­su­chun­gen kön­nen Sie auch erse­hen, ab wel­chem Alter die (Spe­zi­al-Unter­su­chun­gen U4, U5, U6, U7) durch­zu­füh­ren sind und wel­che Gül­tig­keits­dau­er die „Beschei­ni­gung Spe­zi­al­un­ter­su­chung“ bzw. der „Unter­su­chungs­bo­gen Belas­tungs­test“ jeweils hat (also in wel­cher Fre­quenz die­se Unter­su­chun­gen durch­zu­füh­ren sind).

Die Zucht­rich­ter sind ange­wie­sen, strikt die Breed Spe­ci­fic Ins­truc­tions – BSI zu beach­ten und umzu­set­zen, d. h. sie wer­den bei den dort auf­ge­führ­ten Ras­sen beson­ders auf Gesund­heit und Funk­tio­na­li­tät ach­ten. Bei Ras­sen, die in den BSI auf­ge­führt sind, besteht ein beson­de­res Risi­ko hin­sicht­lich gesund­heits­ge­fähr­den­der Über­trei­bun­gen der Ras­se­merk­ma­le sowie bezüg­lich einer irre­füh­ren­den Inter­pre­ta­ti­on des Stan­dards.

(B) Stich­pro­ben­ar­ti­ge Kon­trol­len am Ring

Hun­de, bei denen die vor­ge­schrie­be­nen Unter­su­chun­gen (All­ge­mei­ne Kli­ni­sche Unter­su­chung, bei eini­gen Ras­sen zusätz­lich Spe­zi­al­un­ter­su­chun­gen) voll­stän­dig und nach­voll­zieh­bar vor­lie­gen, kön­nen grund­sätz­lich am Ring star­ten, eine wei­te­re Ein­lass-Unter­su­chung ent­fällt. Am Ring fin­den stich­pro­ben­ar­ti­ge Kon­trol­len statt – ins­be­son­de­re bei Tie­ren, die trotz vor­ge­leg­ter Unter­su­chungs­do­ku­men­te auf­fäl­lig erschei­nen. Ins­be­son­de­re auf fol­gen­de ana­to­mi­sche Ver­än­de­run­gen / Sym­pto­me wird im Rah­men der stich­pro­ben­ar­ti­gen Ring-Kon­trol­len geach­tet:

  • patho­lo­gi­sche Atem­ge­räu­sche und Atem­not
  • Zei­chen einer gestör­ten Ther­mo­re­gu­la­ti­on
  • Brachy­ce­pha­les Augen­syn­drom
  • Rötungen/Entzündungen im Bereich des Auges, über­mä­ßi­ger Trä­nen­fluss
  • Ektro­pi­um (Hänge-Lid)/ Makro­ble­pha­ron mit Sym­pto­ma­tik
  • Entro­pi­um (Roll-Lid) mit Sym­pto­ma­tik
  • Exo­ph­thal­mus, Mikro­ph­thal­mus
  • Kata­rakt (Lin­sen­trü­bung), ein­ge­schränk­tes Seh­ver­mö­gen
  • Ent­zünd­li­che Hautveränderungen/ über­mä­ßi­ge Haut­fal­ten­bil­dung
  • Ent­zünd­li­che Ohrenveränderungen/ über­lan­ge Schlapp­oh­ren
  • Mer­le-Fär­bung, ras­se­un­ty­pisch über­wie­gend wei­ßes Fell
  • Taub­heit oder ande­re neu­ro­lo­gi­sche Sym­pto­me
  • Ruten­län­ge (muss aus­ge­rollt den After bede­cken)
  • Lahm­hei­ten / Bewe­gungs­an­oma­lien, z. B. auf­grund rele­van­ter Erkran­kun­gen wie: Hüft­ge­lenks­dys­pla­sie (HD), Ellen­bo­gen­ge­lenks­dys­pla­sie (ED), Wir­bel­ver­än­de­run­gen, Disko­pa­thien

Auf­fäl­li­ge Hun­de mit rele­van­ten Erkran­kun­gen i. S. d. § 10 Nr. 2 TierSch­HuV kön­nen durch den Amts­tier­arzt oder den Ver­an­stal­ter im eige­nen Ermes­sen von der Ver­an­stal­tung aus­ge­schlos­sen wer­den. Sol­che Hun­de müs­sen den Ring bzw. die Aus­stel­lung ohne Bewer­tung ver­las­sen. Den Anwei­sun­gen des VDH/ der Aus­stel­lungs­lei­tung, der Zucht­rich­ter und des Amts­tier­arz­tes ist Fol­ge zu leis­ten.

Hintergrund-Info

Auf­grund einer Ände­rung der Tier­schutz-Hun­de­ver­ord­nung (§ 10 Nr. 2) gilt ein Aus­stel­lungs­ver­bot für Hun­de mit soge­nann­ten Qual­zucht-Merk­ma­len. Ziel der Bestim­mung ist es, Über­ty­pi­sie­run­gen und damit extre­me Zucht­rich­tun­gen bzw. Über­trei­bun­gen der Ras­se­merk­ma­le zu unter­bin­den.

Wir bit­ten um strik­te Beach­tung der Rege­lun­gen und um ihr Ver­ständ­nis: Schließ­lich haben wir alle gemein­sam das Ziel, dass Ras­se­hun­de­aus­stel­lun­gen auch in Zukunft eta­blier­te Ver­an­stal­tun­gen blei­ben und gesell­schaft­lich akzep­tiert wer­den. Die Regle­men­tie­rung von Hun­den mit soge­nann­ten Qual­zucht­merk­ma­len trägt letzt­end­lich lang­fris­tig zu einer sol­chen gesell­schaft­li­chen Akzep­tanz von Ras­se­hun­de­aus­stel­lun­gen bei!